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Gemeinde Eschelbronn

Eschelbronn, ein Leineweberdorf

Eine bedeutende Rolle spielte im 18. Jahrhundert bis weit über die Mitte des 19. Jahrhunderts die Leineweberei. So sind in den Kirchenbüchern der evangelischen Kirche Eschelbronn 1860 noch 35 Weber namentlich aufgeführt. In der Mitte des 19. Jahrhunderts stand in jedem Eschelbronner Haus ein Webstuhl, mit dem man sich zur Landwirtschaft ein Zubrot verdiente. Neben der kommerziellen Weberei fertigte jede Frau Leib- und Tischwäsche für ihre Aussteuer. Die in vielen Familien noch vorhandenen handgewebten Wäschestücke zeigen bewundernswerte Näh-, Häkel- und Stickarbeiten.

Jedes Frühjahr trafen aus der Stadt Händler ein, die die Erzeugnisse des vergangenen Jahres aufkauften, um sie in den Städten an Einzelhändler weiter zu vermitteln.

Mit Beginn der Industrialisierung blieben die Händler jedoch allmählich aus. Die Weber mussten eine neue Möglichkeit suchen, wie sie ihre Ware an die Frau bringen konnten. Also machten sich die Familienangehörigen größtenteils zu Fuß auf den Weg in die Städte, gingen dort von Haus zu Haus und boten ihre Ware feil. Da sie in der Lage waren, ihr Leinen weitaus billiger anzubieten, als ihre städtischen Kollegen, die meist hohe Mieten zu tragen hatten, was sich auf den Preis ihrer Ware niederschlug, war anfangs der Absatz recht gut. Doch der Handel von Haus zu Haus, die beschwerlichen Wege und der mit Fortschreiten der Industrialisierung nachlassende Umsatz veranlasste mehr und mehr Weber, ihren Beruf aufzugeben und nach alternativen Möglichkeiten des Broterwerbs zu suchen. Bis zur Jahrhundertwende waren noch neun Weber und 1909 lediglich noch zwei Weber im Wählerverzeichnis der Gemeinde Eschelbronn aufgeführt.

Eine neue, lukrativere Erwerbsquelle stellte schließlich das Handwerk dar, das Eschelbronn bald als Schreinerdorf weit über die Grenzen des Kraichgaus bekannt machen sollte.

(Marliese Echner-Klingmann 2/2000 / Quelle: 1200 Jahre Eschelbronn, Friedel 1989)

http://www.eschelbronn.de//gemeinde-eschelbronn/geschichte/leinenweberei